Brauchen Frauen eine andere Beratung zu Finanz-Themen?

Diese Frage hätte ich bis vor ein paar Jahren noch mit einem klaren Nein beantwortet. Ich bin seit über 22 Jahren in der Finanzbranche als Beraterin tätig und ich habe jeden Kunden so genommen wie er war – egal ob Mann oder Frau. Der Mensch stand und steht im Vordergrund und das ist für mich nach wie vor der Grundsatz.

Aber es hat sich etwas verändert in meiner Wahrnehmung wie gerade Frauen mit der Thematik Vorsorge für sich und dem Gedanken ans Alter umgehen. Ich erlebe Verdrängung, eine Art Sorglosigkeit, Naivität und aber auch vor allem eine große Aufschieberitis sich mit den Themen zu befassen. Um es noch klarer zu machen, ich begleite viele Frauen zwischen Ende 30 und Mitte 50. Und wenn sie zu mir kommen, verbindet sie eine ähnliche Geschichte. Die meisten haben eine Top-Ausbildung, stehen mitten im Leben, viele sind verheiratet und haben Kinder. Modern in ihrer Lebensweise, immer für die Familie und andere da – aber der Gedanke an sich selber und die eigene Absicherung wird zurückgestellt bzw. als nicht so wichtig empfunden. Zumal der Umgang mit Finanzen auch unbequem ist oder gar als lästig empfunden wird.

Irgendwann zu Beginn der Ehe oder der Ausbildung kam mal ein Versicherungsvertreter und da wurde dann ein kleiner Vertrag als Renten-Zuschuss angelegt. Aber der Mann, der Mann sollte vernünftig abgesichert sein, denn er verdient schließlich das Geld und sichert das Familieneinkommen. Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, das war früher auch völlig ok – zu einer Zeit als die klassische Familienaufteilung noch überwiegend funktionierte. Vielleicht in der Generation unserer Eltern, aber wie sieht es denn heute wirklich aus?
Wenn ich meine Klientinnen in meiner Erstberatung bei der Aufnahme der persönlichen Daten nach dem Rentenbescheid frage, den mittlerweile jeder von uns regelmäßig erhält, dann ist das Erstaunen oder sagen wir das Erschrecken ziemlich groß – steht da tatsächlich nur eine Rentenerwartung von 580 Euro (als Beispiel)??? Haben Sie sich wirklich mal darüber Gedanken gemacht was das bedeutet?

Solange alles gut läuft im klassischen Modell mit Ehe und Partnerschaft – gar kein Problem. Aber haben Sie mal nach links oder rechts geschaut? Was passiert denn bei einer Scheidung? Die meisten haben eine Zugewinngemeinschaft. Das bedeutet ganz grob formuliert, das Vermögen welches beide Partner sich während der Ehe aufgebaut haben, wird geteilt. Stehen Sie aber auch mit im Grundbuch des eigenen Hauses, der Wohnung und haben Anspruch darauf? Haben Sie Anspruch auf Unterhalt und wie hoch ist der? Was meist noch viel schlimmer ist, was passiert wenn der Partner durch Unfall oder Krankheit auch schon in jüngeren Jahren zum Pflegefall wird oder gar verstirbt? Ich möchte Sie mit dieser vielleicht „Schwarzmalerei“ sensibel machen, sie ermutigen an eines zu denken: Ihre Unabhängigkeit !!!

Ich bin selber glücklich verheiratet, mein Mann ist „gut“ angestellt aber gibt mir das wirklich Sicherheit? Was passiert, wenn er morgen einen Unfall hat oder wir uns wie es so schön heißt „neu orientieren“? Ich wünsche mir das alles nicht, aber ich darf die Augen davor nicht verschließen.

Ich möchte an Sie heute appellieren, sorgen Sie für sich. Holen Sie sich jemanden an ihre Seite, zu der oder dem sie vertrauen haben und überprüfen sie ihre Situation. Achten Sie darauf, das derjenige auch unabhängig ist. So kann er oder sie viel besser nachvollziehen was sie an Hilfe benötigen. Damit meine ich nicht was sie genau an Unterhalt bekommen oder wie ihre Ansprüche bei einer Scheidung sind – sondern was sie jetzt für sich tun können – für ihre eigenen unabhängigen Ansprüche, um im Alter besser leben zu können. Wenn das später gemeinsam mit ihrem Partner ist – umso besser.

Ich wünsche es Ihnen und auch mir selber – sehr. Fangen Sie JETZT an – verschieben Sie es nicht auf die lange Bank .

Alles Gute für Sie und wenn Sie mich brauchen, dann bin ich für Sie da.